Handwerk und Zünfte
Im 14. Jahrhundert änderte sich vielerorts
der Charakter der Zünfte: Sie
erlangten in teilweise gewaltsamen
Kämpfen die Teilhabe am städtischen
Regiment, und so genannte Zunftratsmeister
wurden Mitglied der Ratsbehörde.
Damit bekamen die Zünfte auch
direkte politische Macht
Handwerker, organisiert in Zünften,
sorgten zusammen mit den Kaufleuten
für die wirtschaftliche Stabilität der
Stadt. Wichtigster Warenumschlagplatz
war der Markt und wichtigstes
Zahlungsmittel das Geld. Von einer einheitlichen
Währung wie dem Euro war
man im Mittelalter aber weit entfernt.
Jede Stadt mit Münzrecht konnte eigenes
Geld in Umlauf bringen.
Das Verhältnis zwischen Meistern und
Gesellen spitzte sich zum Ende des 14
Jhr. zu, die Handwerke oder Zünfte
nahmen nur noch eine begrenzte Zahl
von neuen Meistern auf. Handwerksgesellen
konnten kaum noch einen
eigenen Betrieb gründen. Der Gesellenstand
beschränkte sich nicht mehr
auf die Phase des Jugendalters, sondern
entwickelte sich zur permanenten
Daseinsform. Wenigen Gesellen gelang
der Eintritt in die Zunft, wenn sie sich
mit einer Meisterstochter oder einer
Meisterswitwe verehelichen konnten.
Um einen eigenen Handwerksbetrieb
zu gründen, musste ein Mann sich verheiraten.
Eheliche Geburt beider Eheleute
und ein guter Leumund waren
laut der Handwerksordnungen die Bedingungen.
So steht in den Satzungen
der Hamburger Knochenhauer und
Küter - das sind die Fleischer und Wurstmacher
- von 1375: „Welcher Meister
oder Knecht aus der Zunft eine Frau
von zweifelhaftem Ruf ehelicht, der ist
der Zunft nicht würdig.“
Die Zunftstatuten regelten nicht nur
die Produktionsbedingungen und die
Arbeit an sich, sondern sie schrieben
auch vor, wie sich die Kollegen und ihre
Familien im Alltag und an den Festtagen
zu verhalten hätten.
Im Mittelalter war es selbstverständlich,
dass beide Eheleute zum Familienunterhalt
beitrugen. Viele Städterinnen
waren als Haus- und Ehefrauen mit
der Geburt und Erziehung ihrer Kinder
beschäftigt. Sie besorgten auch das so
genannte „Hauswesen“, und nebenbei
unterhielten die Frauen oft eigene kleine
Gewerke oder unterstützten ihren
Mann im Betrieb.
Der Status einer Kauffrau
oder Handwerkerin, einer „Meisterin“,
bestimmte sich jedoch trotzdem
in erster Linie nach dem Status ihres
Ehegatten.